FURTWANGEN Wagnerstal Königenhof

Lawinen im Schwarzwald? Das bis heute schwerste Lawinenunglück Deutschlands ereignete sich nicht etwa in den Alpen, sondern im Schwarzwald. Am 24. Februar 1844, kurz vor Mitternacht, wurde der Königenhof bei Neukirch, heute ein Ortsteil von Furtwangen, komplett zerstört. 17 Menschen verloren ihr Leben.
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Das vermutlich schwerste Lawinenunglück Deutschlands trifft nicht etwa eine Gruppe von Wintersportlern in den Alpen, es trifft einen Bauernhof im Schwarzwald und zwar im Wagnerstal bei Neukirch, einem Ortsteil von Furtwangen. Das Wagnerstal zwischen St. Märgen und Furtwangen bildet sich aus dem Kajetan- und dem Königendobel und wird vom Mühlenbach durchflossen. Früher war es besiedelt; heute ist es nicht mehr bewohnt.
Wanderwege erschließen die Gegend. Eine Rundwanderung steht am Ende dieses Berichts.
Im frühen 19. Jahrhundert gab es dort zwei Höfe, den Königenhof und den Kajetanhof. Der Königenhof, auch Königshof genannt, wurde 1540 erstmals urkundlich erwähnt. Er bestand aus dem Hauptgebäude mit einer Hofkapelle, einem Speicher und einer Mahlmühle sowie zwei kleineren Gebäuden in der Nähe, die von anderen Familien bewohnt wurden. Am 24. Februar 1844 wurde der Königenhof gegen Mitternacht von einer Schneelawine zerstört. Von den 24 Personen, die sich an diesem Abend in dem Haus aufhielten, starben 16. Der Hof wurde nicht wieder aufgebaut; die rund 90 ha großen Flächen wurden an den Kajetanhof und die Forstdomäne verkauft. Auf dem Friedhof von Neukirch steht ein Denkmal aus dem Jahre 1844 mit den Namen der 16 Toten. Und 1908 wurde an der Hofstatt eine Gedenkplatte angebracht.
Ursache für die Katastrophe war vermutlich eine zu heftige Rodung des steilen Berghanges oberhalb des Hofes. Es war die Zeit, als den Bauern im Schwarzwald das Holz abgekauft wurde. Der Lawinenabgang hatte eine solche Wucht, dass er den Hof aus dem Fundament hob und völlig zerstörte. Die Nachricht vom Unglück erregte damals landesweite Anteilnahme und Spendenbereitschaft. Die Unglücksnacht wurde vom zuständigen Triberger Bezirksamt genau dokumentiert und findet in allen Chroniken Erwähnung. Die Hofstätte und ihre Geschichte sind deshalb bis heute bekannt.
Im Winter 1844 hatte es erst um Neujahr angefangen zu schneien. In der Folge fielen bis zu zwei Meter Schnee. Das Tauwetter im Februar begünstigte die Schneelawine.
Schon gegen 6 Uhr abends ging ein Schneebrett ab und zerstörte den Bienenstand. Doch die Gemüter beruhigten sich wieder und man fühlte sich sicher unter dem mächtigen Dach des Hofes. Die Gewalt der zweiten Lawine zeigte eine ganz andere Schubkraft. Sie hob das über 100-jährige Holzgebäude an, verschob es um mehrere Meter, bevor es völlig zerdrückt wurde.
Dabei hatte der Abend freudig begonnen. Der Königenhofbauer Martin Tritschler, einige Hofbewohner und Nachbarn saßen beim Cegospielen, Frauen und Kinder waren bereits zu Bett gegangen. Im benachbarten Königenhäusle hörte die Frau des Uhrengestellmachers Beha gegen 11 Uhr nachts ein „Schausen wie von einem Windstoß“. Sogar die Wände sollen erzittert sein. Weil es jedoch schon den den ganzen Tag gestürmt hatte, ging sie arglos zu Bett. Aber in den frühen Morgenstunden sorgten sie und ihr Mann sich um die beiden kartenspielenden Söhne. Als man nachsah, fanden sich an der Stelle des Königenhofes nur noch Schneemassen. Sofort wurde eine Hilfsaktion eingeleitet.
Hunderte Helfer aus allen Tälern eilten herbei, um zu retten, was zu retten war. Teilweise gruben sie mit den bloßen Händen. Laut Überlieferung führten fünf Metzger Notschlachtungen am „halbtoten“ Vieh im Schnee durch. Erneuter Frost ließ die Schneemassen zu Eis erstarren und erschwerte die Sucharbeiten. Fast eine Woche sollte es dauern, bis feststand, dass 5 Kinder und 11 Erwachsene unter der Lawine ihr Leben gelassen hatten. Auf Schlitten wurden sie zur eineinhalb Stunden entfernten Kirche nach Neukirch überführt und aufgebahrt. Dort auf dem Friedhof erinnert noch heute eine gusseiserne Gedenktafel an ihre Namen.
Nach der Zerstörung des Königenhofs war im Wagnerstal nur noch der Kajetanhof bewohnt, der nach seinem Besitzer Kajetan Löffler benannt war. Dieser Hof wurde 1878 an das Land Baden verkauft. Der Hof wurde später abgerissen, ein Nebengebäude brannte 1911 ab. Stehen blieb die Kapelle blieb. Zeitweise wurde sie als Abstellraum genutzt. Der Gutacher Unternehmer Kurt Gütermann, der in der Nähe eine Jagdhütte besaß, lernte im Konzentrationslager den späteren Furtwanger Stadtpfarrer Stephan Blattmann kennen. Die beiden gelobten, wenn sie heil aus dem Lager freikämen, die Kapelle wieder herzurichten und neu zu weihen. Nach seiner Entlassung erfüllte Gütermann eben dieses Gelübde und ließ die Kapelle würdig herrichten. Am 29. August 1954 wurde sie durch den Furtwanger Stadtpfarrer Stephan Blattmann und den Neukircher Pfarrer Josef Nöck neu geweiht. Noch heute werden dort jährlich ein bis zwei Gottesdienste gehalten.
Rundwanderung
Diese Rundtour führt zu besonderen Plätzen, wenngleich von trauriger Art. Sie führt zum Königenhof, der im Jahr 1844 von einer Lawine zerstört wurde und 17 Menschenleben forderte. Die Wanderung beginnt an der Wandertafel beim Fernhof zwischen der Kalten Herberge und dem Lachenhäusle neben der B 500. Von hier geht es weiter in Richtung Windrad, dann der Beschilderung (gelbe Raute) folgend zum Königenkreuz. Etwa ein Kilometer weiter steht eine Forsthütte mit einer Gedenktafel. Hier stand einst der Königenhof. Von da an geht es zur Kajetankapelle, über den Kohlplatzhaldenweg zum Kolplatzbildstöckle mit einem herrlichen Ausflibk über Neukirch. Der Weg führt weiter in Richtung Steinberg und zurück auf die Fernhöhe.
Wandertipps
Dauer: etwa 2:30 Stunden
Länge: 7,2 km
Auf- und Abstieg: 209 m
Höchster Punkt: 1106 hm
Tiefster Punkt: 897 hm
Empfehlungen: gute Kondition erforderlich, ebenso gutes Schuhwerk, witterungsbedingte Bekleidung, Getränke und Rucksackverpflegung.
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